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Die Verzahnung hat sich stetig verbessert

Bei der HSG Gevelsberg soll die Jugend vermehrt eingebunden werden. Jugend-Trainer Sam Lindemann erklärt im Interview die Entwicklung im Verein.

Im letzten Heimspiel der vergangenen Saison erfüllte sich für Pascal Schinke und Finn Steinbach ein kleiner Traum: Die A-Jugend-Handballer der HSG Gevelsberg-Silschede durften erstmals für die Verbandsliga-Mannschaft der Gevelsberger auflaufen. Trainer Sascha Šimec wechselte die Nachwuchs-Talente etwa zehn Minuten vor Spielende ein. Die Einsätze der damaligen A-Jugendlichen stand sinnbildlich für ein neues Zeitalter, das bei der HSG Gevelsberg-Silschede anbricht: Der Handballverein will seit geraumer Zeit verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen.

Wir sprachen mit dem A-Jugend-Trainer und Kreisläufer der ersten HSG-Herrenmannschaft, Sam Lindemann, über die Entwicklung seiner Juniorenmannschaft und die Verzahnung von Jugend- und Seniorenbereich.

Herr Lindemann, Ihr Verein hat seit geraumer Zeit einen neuen Weg eingeschlagen. Im Senioren-Bereich soll auf den eigenen Nachwuchs gesetzt werden. Wie klappt das Vorhaben bisher?
Sam Lindemann:
Man muss schon sagen, dass die Verzahnung zwischen der A-Jugend und den Senioren-Mannschaften in den letzten Jahren immer weiter voran geschritten ist und sich stetig verbessert hat. Daran haben ganz viele Leute im Verein einen großen Anteil. In der Zusammenarbeit kommt es dabei natürlich auch allen zu Gute, dass ich nicht nur Trainer der A-Jugend bin, sondern gleichzeitig auch Spieler der ersten Mannschaft. Es kommt im Prinzip zwangsläufig dazu, dass ich die Trainer der Seniorenmannschaften mindestens zwei Mal in der Woche sehe. Sowohl Marco Luciano als Trainer der zweiten Mannschaft, als natürlich auch Sascha Šimec. Dadurch, dass wir uns jetzt schon länger kennen, haben wir eine sehr gute und persönliche Beziehung zueinander, so dass wir uns ständig über die Nachwuchs-Spieler austauschen können.

Wie sieht die Verzahnung im Trainingsalltag dann konkret aus?
Seit dieser Saison gehören fünf unserer A-Jugend-Spieler zum erweiterten Kader der ersten Mannschaft. Zwei weitere Jungs zum Kreis der zweiten Mannschaft. Das bedeutet, dass diese Spieler regelmäßig an den Trainingseinheiten der Seniorenteams teilnehmen und sich dort die nötige Erfahrung holen können, um dann am Wochenende bei den Senioren aushelfen zu können.
Was sagen Ihre Spieler über die Einheiten mit den Senioren-Teams? Machen sie Unterschiede im Vergleich zum Junioren-Bereich aus?
Klar, da gibt es schon ein paar Jungs, die sich erst einmal an die Härte und die raue Gangart im Seniorenbereich gewöhnen müssen. Einige sind auch überrascht, mit welcher Körperlichkeit es selbst bei unserer zweiten Mannschaft in der Bezirksliga zu geht. Da werden dann schon mal große Augen gemacht. Im Training merken die Jungs das auch. Wenn dann da vor dem Tor ein schöner Heber daneben geht, müssen sie sich auch schon mal von den älteren Spielern was anhören. Dass sie den Ball einfach mit Druck aufs Tor werfen sollen zum Beispiel. Bei den Senioren wird selbst im Training schon richtig hart angepackt. Da wird nicht mehr verhätschelt. Daran müssen die Jungs sich gewöhnen, das ist vollkommen klar.

Wie wichtig ist das Training mit den Senioren für Ihre Spieler?
Ich denke, dass das Training und die Spiele im Senioren-Bereich für die Jungs mit Doppelspielrecht eine extrem wichtige Erfahrung sind. Alleine von den älteren Spielern Tipps zu bekommen und zu merken, wie die anderen Mannschaften drauf sind, macht für die Entwicklung viel aus.

Vor der Saison haben Sie sich mit Ihrer A-Jugend für die Verbandsliga qualifiziert. Wie läuft die Saison bisher?
Wir spielen ehrlich gesagt sehr durchwachsen. Das liegt zum einen daran, dass viele aus unserer Mannschaft bald Abitur machen und sich schon auf verschiedene Klausuren vorbereiten müssen, zum anderen hatten wir dann auch noch einige kleinere Verletzungen zu beklagen. Man muss aber auch sagen, dass es für meine Mannschaft eine neue Situation ist. Ich betreue die Jungs jetzt im dritten Jahr. In den beiden vorherigen Spielzeiten haben wir in der Kreisliga fast jedes Spiel haushoch gewonnen und waren immer das dominante Team. Jetzt in der Verbandsliga trifft man da schon auf andere Kaliber. Beim OSC Dortmund zum Beispiel zocken auch schon Jungs mit, die regelmäßig in der Senioren-Verbandsliga-Mannschaft zum Einsatz kommen. Da trifft man auf eine andere Körperlichkeit, da mussten wir uns in den ersten Spielen dran gewöhnen und haben daher unter unseren Möglichkeiten gespielt. Das ist im Handball halt so: Ab der B-Jugend zählt nicht mehr das Talent, sondern die Einsatzbereitschaft und das Engagement, sich körperlich durchsetzen zu wollen.

Ist über die vergangenen Monate denn schon eine Entwicklung zu sehen?
Auf jeden Fall. Ende November haben wir gegen den Tabellendritten gewonnen, letzte Woche haben wir ein Unentschieden nach einem 7-Tore-Rückstand aufgeholt. Das Spiel hätten wir eigentlich gewinnen müssen, aber haben uns sehr schwer getan. Trotzdem sieht man, dass die Jungs sich langsam an die härtere Gangart in der A-Jugend-Verbandsliga gewöhnen und sich auf das schnellere und körperlichere Spiel einlassen. Ich erwarte, dass wir aus den Niederlagen, die wir zu Saisonstart hinnehmen mussten, gelernt haben und in den kommenden Spielen besser auftreten.

Woran wollen Sie mit ihrem Team noch arbeiten? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?
Aufgrund der Personalsituation in fast der kompletten Hinrunde konnten wir bisher noch nicht so viel im gruppentaktischen Bereich machen. Mittlerweile sind aber wieder fast alle mit von der Partie und fit, so dass wir in der Regel wieder 14 bis 16 Leute beim Training sind. Da können wir also wieder besser gemeinsam als Mannschaft trainieren und gewisse Abläufe reinbekommen. Defensiv wie offensiv sehe ich da in fast allen Bereichen noch Steigerungspotenzial. Wir haben also noch viel Arbeit vor uns in den nächsten Wochen. Dazu kommt jetzt, dass wir die Gegner aus der Hinrunde fast alle schon kennen und in der Rückrunde wissen, was auf uns zukommt. Das heißt, dass wir uns speziell auf den Gegner vorbereiten können und auf die Stärken und Schwächen eingehen können.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Team dann noch in der Rückrunde?
Vor allem ist uns wichtig, uns besser zu präsentieren, als wir das teilweise in der Hinrunde getan haben. Wir haben viel mehr drauf als das, was der aktuelle Tabellenstand aussagt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir aber weiter hart an uns arbeiten. Ich kenne diese Situation selbst aus meiner Zeit im Nachwuchs: Wenn du Lehrgeld bezahlen musstest, konntest du am Ende immer wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen für dich mitnehmen. Ich erwarte von meinen Spielern daher, dass sie aus den bisherigen Niederlagen in der Hinrunde lernen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Bericht: Westfälische Runschau
Foto: Marinko Prša / WP

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