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Angehender Doktor zwischen Labor und Tor

Christian Scholz überlegt, alles was an Ergebnissen im Labor erarbeitet wird, muss korrekt sein – Fehler sind nicht erlaubt, schließlich versucht der Torwart des Handball-Verbandsligisten HSG Gevelsberg-Silschede einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Scholz promoviert seit zwei Jahren an der Ruhr-Universität Bochum im Bereich Thermodynamik. Ganz einfach gesagt möchte er mit seinen Untersuchungen dazu beitragen, dass die Menschen weniger Strom aus fossilen Brennstoffen verbrauchen. Kurz um: Der in Witten wohnhafte Scholz möchte die Welt ein kleines bisschen besser machen.

2011 schließt er die Schulzeit mit dem bestandenen Abitur ab, direkt danach beginnt er sein Maschinenbau-Studium an der Ruhr-Universität. Fünf Jahre später schließt er dieses mit dem Master-Abschluss ab – sieben Semester dauert das Bachelorstudium, weitere anderthalb Jahre braucht er für den nächsthöheren Abschluss. Womit Scholz die oft gescholtene Regelstudienzeit einhält. „Das stimmt, das ging schon zügig“, sagt er zurückhaltend. Anschließend nimmt er sich ein paar Monate Zeit und überlegt, wie es weitergeht, bevor er sich dazu entscheidet, den Doktor-Titel zu machen.

„Grüne“ Energie länger speichern

Seit nun knapp zwei Jahren untersucht Scholz seitdem verschiedene Zusammensetzungen von Wasserstoff und Erdgaskomponenten. „Es geht dabei darum, die bestehende Infrastruktur des Erdgasnetzes zu nutzen und durch die Zugabe von Wasserstoff Energie zu speichern“, beschreibt Christian Scholz. Wasserstoff befindet sich ohnehin schon in geringer Menge in den Erdgasleitungen, nun geht es darum, dass der durch Wind- und Solarenergie erzeugte Strom nicht verschleudert wird. „Denn gerade zur Mittagszeit wird häufig mehr Energie gewonnen, als zu diesem Zeitpunkt Abnehmer gefunden werden“, weiß Scholz. Damit diese „grüne“ Energie also nicht verloren geht, befasst er sich mit der Erforschung der Stoffdaten dieser Komponenten und trägt zur Umsetzung der längeren Speicherung dieser Energie bei.

Generell befasst sich der Lehrstuhl, an dem Scholz wie ein angestellter Mitarbeiter zu betrachten ist, mit Stoffdatenforschung im Rahmen von Fragestellungen der Energiewende. Vier bis fünf Jahre dauert die Promotion, aktuell sieht sich der HSG-Torwart gut im Rennen. „Es läuft bislang alles nach Plan“, sagt er zur Halbzeit seiner Forschungen. Er sieht seine Arbeiten in der Stoffdatenforschung nicht als das Allheilmittel aller Probleme im Zusammenhang mit der Energiewende. „Die Meinung der Experten ist, dass dabei nur viele einzelne Bausteine zur Lösung beitragen werden“, sagt Christian Scholz.

Ein Baustein in seinem Leben ist auch der Handballsport. Lange Jahre entwickelt sich Christian Scholz bei der HSV Herbede zu einem Torwart, der auch für höherklassige Mannschaften interessant wird. Vor drei Jahren wechselt er zum damaligen Oberligisten HSG Gevelsberg-Silschede als Nachfolger von Patrick Huhn. Zusammen mit Bastian Olschinka bildete er das Gespann im Tor, das gemeinsam mit der Mannschaft erst den Klassenerhalt erreichte, dann sang- und klanglos abstieg und nun in der Verbandsliga in der Spitzengruppe steht.

Wenn es ihm die Zeit zwischen Promotion und Handball erlaubt, frönt er seiner Leidenschaft ebenfalls im Namen der Ruhr-Universität. Dann steht er nämlich für die Hochschulauswahl der Bochumer im Handballtor – und das äußerst erfolgreich. Im vergangenen Sommer konnte er gemeinsam mit anderen Studenten die offizielle Hochschul-Europameisterschaft gewinnen. Doch der Fokus liegt bei ihm, was das sportliche angeht, eindeutig bei der HSG.

„Wir sind jetzt nicht die Mannschaft, die die Saison einfach so auslaufen lässt“, sagt er. Zwar ist der Aufstieg nur noch rein theoretisch möglich und mit dem Kampf um den Klassenerhalt hatten die Gevelsberger ohnehin nie etwas zu tun, Ziele für die restliche Saison haben Scholz und seine Mitspieler aber dennoch. Denn die Hinspielniederlagen gegen Hattingen und Dortmund haben die HSG-Akteure nicht vergessen. „Es wäre schön, wenn Haltern am Ende das einzige Team war, das uns zwei Mal besiegt hat“, formuliert Scholz das Ziel für die restlichen sechs Spiele.

Handball der perfekte Ausgleich

Auf die Frage ob es wichtig für ihn ist, ob es für ihn von Vorteil ist, dass er durchaus was im Köpfchen hat, verneint Scholz. „Beim Handball kommt es auf andere Tugenden an. Ehrgeiz, Einstellung und Motivation sind wichtig“, sagt er. Außerdem sagt er, dass ihn der Handball kritikfähiger gemacht hat. „Es schadet nicht, wenn man seine eigene Leistung reflektiert“, so Christian Scholz. Und die passte bei ihm zuletzt, denn mit seinen unzähligen Paraden rettete er seinem Team in der vergangenen Woche einen Punkt in Bommern. Gegen Halingen sollen es am Samstagabend wieder zwei werden – bevor es am Montag zurück ins Labor geht.

Der Handball ist für ihn der perfekte Ausgleich zu der Arbeit mit dem Kopf – denn hier kann sich der dynamische Torwart auch körperlich so richtig ausleben. Was seinen Trainer Woche für Woche freut.

Bericht: Fabian Vogel, Westf. Rundschau
Bild: Jens Pommerenke, airpictures.de

https://www.wr.de/sport/lokalsport/ennepetal/angehender-doktor-zwischen-labor-und-tor-id216720327.html