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Gevelsberg gegen Schwelm bringt riesige Vorfreude

Dieses Derby hat es noch nie gegeben. Umso emotionaler wird es werden, wenn am Freitagabend die HSG Gevelsberg-Silschede auf RE Schwelm trifft.

Eine Zusatztribüne wird wohl nicht aufgebaut werden müssen. Dennoch ist das Interesse an diesem besonderen Jahresabschluss hoch. In der Gevelsberger Halle West steigt am Freitag um 20 Uhr das Derby der Handball-Verbandsliga. 600 Zuschauer und mehr werden erwartet. Die HSG Gevelsberg-Silschede als Tabellenfünfter erwartet den Neuling und Dritten RE Schwelm. Der Vorverkauf lief bisher prächtig, an der Abendkasse wird es noch Tickets geben. „Wir werden ab 18 Uhr bereits den Einlass ermöglichen“, so HSG-Vorstand und -Manager Christof Stippel. So kann sich der Andrang entzerren. „Und wer früher kommt, für den sorgen wir gut fürs leibliche Wohl“, ergänzt Stippel.

Die Frage nach einem Favoriten stellt sich bei dieser Begegnung nicht. Es wird ein Derby sein, bei dem andere Gesetze gelten. Die Tabelle ist dabei alles andere als ein Indiz. Die Platzierungen zeigen immerhin, dass dieses Verfolgerduell auch ein Spitzenspiel darstellt. Und: Beide Mannschaft sind in der Pflicht, haben einiges gut zu machen. Denn sportlich erlebten beide Teams zuletzt Rückschläge. Während die HSG zwei Niederlagen in Folge in Schalksmühle und beim unangefochtenen Spitzenreiter Bommern kassierte, fuhr die RE nach tollem Start nur einen Zähler aus zwei Spielen ein – mit dem Remis in Ahlen und der Niederlage in Bommern.

Zwei routinierte Leitfiguren

Zwei, die in beiden Mannschaft bereits gespielt haben, die zusammen in der Schwelmer Handball-Jugend groß geworden sind, sind Björn Rauhaus und Kevin Kliche. Beide zählen in ihren Mannschaften mittlerweile zu den Routiniers, zu den Leitfiguren. Kliche hatte zu Beginn der Saison einige Woche gar die Funktion des Interimstrainer bei RE Schwelm inne – mit Bastian Möller und Yannick Brockhaus. Beide sind freudig erregt, freuen sich auf das Spiel, wissen aber auch um die tabellarische Bedeutung.

Tabelle fast ohne Bedeutung

Aber: Die Tabelle hat allerdings für beide keine Bedeutung, wenn es darum geht, einen möglichen Favoriten auszumachen. „Natürlich wollen wir nach zuletzt zwei Niederlagen gewinnen“, sagt HSG-Spieler Rauhaus. „Ich kann allerdings noch schlecht einschätzen, mit welchen Gefühlen ich persönlich in dieses Derby gehen werde.“ Klar ist nur, dass er und die weitere Mannschaft alles für einen Sieg geben werden. Möglicher Vorteil Gevelsberg: Hier weiß man mehr um die RE-Spieler. Stärken, Schwächen, Gewohnheiten. „Wir teilen alles, was wir wissen, dem Trainer und der Mannschaft mit. Alle bringen sich ein“, so Rauhaus. Schließlich hat RE Schwelm gleich sechs Spieler mit Tobias Fleischhauer, Yannick Brockhaus, Yannick Schmitz, Theo Bezirgiannis, Ruben Köhrer und eben Kevin Kliche, die in der ersten HSG-Mannschaft bereits gespielt haben. Dazu Dustin Kliche, der einst in der HSG-Erste trainiert, aber in der HSG-Reserve gespielt hat. Dagegen sind es „nur“ drei ehemalige RE-Spieler – neben Rauhaus die Brüder Christopher und Daniel Schrouven – im HSG-Dress.

Doch das kann auch ein Vorteil für Schwelm sein. „Wir sind dadurch emotionaler. Wir haben mehr Spieler im Kader, die dieses Derby verinnerlicht haben“, so Kevin Kliche. „Es wird viel um Emotionen gehen am Freitagabend. Und das könnte für uns den Ausschlag geben.“ Mit dem Aufstieg, so der Kreisläufer weiter, sei die Freude auf das Derby da. „Und spätestens nach dem Spiel in Bommern am Sonntagabend liegt unser Fokus total auf das Derby. Wir freuen uns riesig.“

Riesige Vorfreude auf beiden Seiten

Die Freude ist auch in der zu erwartenden groß Kulisse begründet. Beide – also Björn Rauhaus und Kevin Kliche – wissen, wie es in der Gevelsberger Halle West ist, vor vollen Rängen zu spielen. Gar mit Zusatztribünen. „Das ist was ganz Besonderes. Und das wird am Freitag auch etwas ganz Besonderes werden“, sagt Rauhaus. Kliche stimmt zu und unterstreicht erneut: „Da haben wir halt sieben Spieler, die dies hautnah miterlebt haben.“ Jedenfalls ist der Vorverkauf blenden verlaufen. Bisher waren es etwa 300 in Gevelsberg und etwa 250 Tickets in Schwelm, die an den Mann beziehungsweise Frau gebracht worden sind. „Es gibt Leute, die nur einmal im Jahr zu Handball gehen – zu diesem Spiel“, so Rauhaus.

Dass es die erste Begegnung beiden Mannschaft in einem Pflichtspiel ist, stimmt nur für den Liga-Betrieb. „Wir hatten in 2012 ein Pokalspiel, in dem wir aufeinander getroffen sind“, erinnert sich Björn Rauhaus. „Aber außer mir, Kevin Kliche und Tobias Fleischhauer war allerdings keiner dabei, der am Freitag spielen wird.“ Überdies gab es in der Jugend die eine oder anderen handballerische Auseinandersetzung beider Vereine.

Schwelm setzt auf stabile Deckung

„In Sachen Motivation und Einstellung werden sich beide Teams nicht viel tun. Es ist ein ganz besonderes Spiel vor vielen Zuschauern. Da heißt es auch, einen kühlen Kopf zu bewahren“, schätzt RE-Trainer Henning Becker die Lage ein, der voraussichtlich nur auf den verletzten Marty Monsees verzichten muss. Daher fordert Henning von seiner Mannschaft, sich in der Abwehr wieder zu steigern und an die starken Auftritte aus einem Großteil der Saison anzuknüpfen. „Die Deckung hat die Mannschaft über einen Großteil des Jahres ausgezeichnet. Darüber müssen wir uns auch in Gevelsberg definieren.“ Es gelte vor allem, die Kreise von Sebastian Breuker und Björn Rauhaus einzugrenzen sowie die gefährlichen Kreisanspiele zu Sam Lindemann zu verhindern.

Mit einer stabilen Deckung, zu der auch ein verbessertes Rückzugsverhalten gehört, möchte sich die RE die Sicherheit für den Angriff holen und dort auf die Aufgaben reagieren, die ihnen von der HSG gestellt werden. „Beide Mannschaften werden sehr gut auf den Gegner eingestellt sein, man kennt sich gegenseitig sehr gut.“. Eine Voraussetzung für einen Erfolg wird sein, das eigene Überzahlspiel zu verbessern, wo die Schwelmer zuletzt nicht gut agierten. Die Zahl der leichten Fehler, die vor allem in der Schlussphase beim unnötigen Remis gegen Ahlen sehr hoch war, muss gegen die sichere Abwehr der Gevelsberger niedrig gehalten werden. Becker rechnet mit einer Partie auf Augenhöhe und freut sich auf die besondere Atmosphäre. „Nach den letzten Partien werden sowohl die HSG als auch wir auf Wiedergutmachung aus sein und mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause gehen wollen. Alle Zuschauer können sich auf Freitagabend freuen.“

Bericht: Daniel Weller und Heinz-G. Lützenberger, Westf. Rundschau

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