Gevelsberg bekommt auf die Nase
Erste Saisonniederlage gegen den RSVE Siegen in der Höhe verdient, aber vermeidbar. Šimec vermisst die richtige Einsatzbereitschaft
Mit allen Mitteln versuchen Sam Lindemann (links) und Christian Pottkämper (rechts) Siegens Toptorschützen Tim Kolb zu stoppen – was ihnen angesichts der elf Treffer Kolbs nicht gelingt.
Gevelsberg/Siegen. Wie man trainiert, so spielt man auch – so lautete das Fazit von Sascha Šimec, Trainer des Handball-Verbandsligisten HSG Gevelsberg/Silschede nach der ersten Saisonniederlage seines Teams beim RSVE Siegen. Mit 27:20 (13:9) musste sich die HSG den Siegerländern eindeutig geschlagen geben.
Für den Übungsleiter der Gevelsberger ist der Auftritt seiner Mannschaft das Resultat der vergangenen beiden Trainingswochen, die eingeschränkt von Krankheiten, privaten wie beruflichen Verpflichtungen oder kleineren Blessuren nur mit dünnem Kader stattfanden. Auch am Samstag in der Hubenfeldhalle in Siegen fehlten ihm mit Marco Luciano und Daniel Schrouven zwei Spieler im ohnehin schon dünnen Kader, zudem kamen der unter der Woche mit Erkältung fehlende Sebastian Breuker wie auch der nach Verletzung noch nicht ganz fitte Torwart Christian Scholz nur zu Kurzeinsätzen. Gerade die Durchschlagskraft von Breuker ging dem HSG-Spiel verloren.
Kolb trifft oft nach Freiwürfen
Auch die fehlende Dynamik gegen die offensive 3:2:1-Deckung bereitete Šimec Kopfzerbrechen. „Das war viel zu statisch, wir haben den Ball größtenteils im Stand angenommen“, fasste der Gevelsberger Trainer die fehlende Spritzigkeit seiner Spieler zusammen. Einzig der junge Christopher Fege wusste mit einigen Impulsen zu überzeugen und wurde ausdrücklich vom Trainer aus der Kritik herausgenommen.
Defensiv bereitete der HSG wie erwartet der Siegener Tim Kolb große Probleme. Zwar hatte die Defensive den wurfgewaltigen und trickreichen Kolb im aufgebauten Angriff gut im Griff, doch gerade nach Freiwürfen kam dieser zu seinen Toren. „Von den elf Toren die er macht sind bestimmt sieben oder acht nach Freiwürfen“, ärgert sich Šimec über die Einfachheit der Gegentore. Eine zwischenzeitliche Manndeckung gegen den besten Akteur der Gastgeber funktionierte, doch gegen die Freiwurfaktionen von Kolb fiel der HSG nicht viel ein.
Mannschaft lässt Gier vermissen
So baute sich im Spielverlauf ein immer größeres Polster auf, bereits zwei Minuten nach Beginn des zweiten Spielabschnitts baute Siegen den Vorsprung auf sechs Tore aus. Dabei blieb es auch im weiteren Spielverlauf, erst rund zwölf Minuten vor dem Ende arbeiteten sich die Gevelsberger beim zwischenzeitlichen 21:18 wieder in Schlagdistanz. „Aber dann werfen wir den Ball wieder in die Hände des Gegners“, schildert Šimec.
Die erste Saisonniederlage ist zwar ärgerlich, aber für den Gevelsberger Trainer verschmerzbar. „Ich habe den Jungs nach dem Spiel gesagt, dass sie den Kopf hoch nehmen sollen, die Ärmel hochkrempeln sollen und wir jetzt weiter arbeiten müssen“, so Šimec. Dennoch frustrierte ihn die Art und Weise, wie seine Mannschaft die Punkte im Siegerland abgab. Bereits im Vorfeld hatte er das Spiel zu einer Mentalitätsfrage erklärt, die Antwort auf dem Feld blieb ihm sein Team aber schuldig. Oder eben auch nicht. „Wir sind mental an uns gescheitert. Mir haben die Gier, die Galligkeit und die Körpersprache gefehlt. Das hat sich bereits vergangene Woche gegen Schalksmühle angedeutet“. gibt er die Antwort auf die von ihm gestellte Frage.
Leichter wird es in der kommenden Woche nicht für seine Mannschaft. Dann kommt mit dem TuS Westfalia Hombruch ein sehr starker Aufsteiger in die Halle West. Die Dortmunder brachten am Samstagabend dem HSC Haltern-Sythen die erste Niederlage bei. „Wir müssen mit dem Messer zwischen den Zähnen auflaufen, Hombruch ist kein normaler Aufsteiger“, schaut Šimec voraus.
Text: Reinhold Becher, Fabian Vogel, Westf. Rundschau
Bild: Reinhold Becher