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Derby drohte der Ausfall

Die Stimmung war klasse, das Ergebnis aus Gevelsberger Sicht auch. 850 verfolgten das Derby gegen Schwelm. Ein für viele unvergessenes Erlebnis.

Stell’ die vor, es ist Derby-Time und das Spiel der Handball-Verbandsliga zwischen der HSG Gevelsberg-Silschede und RE Schwelm findet nicht statt. Diesen Alptraum hatten Verantwortliche des Gevelsberger Gastgebers. Denn ein Loch hatte sich in den Boden aufgetan, auf dem die beiden Mannschaften am Freitagabend dann doch spielen konnte. Es ist eine Stelle, an der ein Pfosten für ein Volleyballspiel reinkommt. Hier drin hatte sich offensichtlich Wasser gesammelt. „Am Donnerstagmorgen war keineswegs klar, ob wir überhaupt spielen konnten“, so HSG-Vorstand und -Manager Christof Stippel. Wie und woher das Wasser kam, war dem Gastgeber ein Rätsel. Jedenfalls war ein feuchtes Loch entstanden, dass ein Derby hätte verhindern können. Irgendwie konnte das Loch getrocknet und geschlossen werden, eine größere dunkle Aufkleber-Fläche zeugte von dem Malheur. Aber das Spiel konnte beginnen. Was der HSG Gevelsberg-Silschede noch unklar war und ist, wann die Reparaturen fällig werden, ob die weitere Heimspiele der Saison beeinträchtigt sein könnten.

Vorfreude herrscht seit Wochen

Doch das war zum Anpfiff des Spiels von Gevelsberg gegen Schwelm längst vergessen, war Nebensache. Zum Anpfiff und Stunden zuvor. Denn die Vorfreude war bereits seit Wochen spürbar und zeigte sich in einer ausverkauften Gevelsberger Halle West. Rund 850 Zuschauer sorgten für eine tolle Stimmung, beide Mannschaften hatten große Fanlager hinter sich. Bereits im Vorfeld setzten sowohl HSG als auch RE jeweils über 200 Karten ab. „Erst einmal ist der Freitag kurz vor Weihnachten ein besonderer Termin. Ein Nachbarschaftsduell ist ohnehin immer spannend. Dazu kommt die tolle Zuschauerresonanz, so dass wir uns alle sehr auf das Spiel freuen“, äußerte sich Stippel.

Viele Verbindungen zwischen den Spielern

Aufseiten der Schwelmer war die Ausgangslage ähnlich. „Wir haben viele Jahre zur HSG Gevelsberg-Silschede aufgeschaut, die ja häufig einige Ligen über uns gespielt hat“, blickte RE-Vorstand Frank Schemmer auf die vergangenen Jahre zurück. „Zwischen den Spielern gibt es viele Verbindungen und freuen uns, vor so vielen mitgereisten Schwelmer Fans hier spielen zu dürfen.“ Genauer begann die Vorfreude im Schwelmer Lager mit dem Tag, als Meisterschaft der Landesliga und Aufstieg in die Verbandsliga feststand. „Da wurde uns tatsächlich das erste Mal bewusst, dass es zu dem Derby gegen Gevelsberg kommt“, erinnert sich Kevin Kliche, der als Kreisläufer sowohl bin Gevelsberg als auch in Schwelm eine feste Größe darstellt.

Sechs RE-Spieler einst im Dress der ersten HSG-Garnitur

Mit dem Start in die Saisonvorbereitung wurde das Derby erneut zum Thema im Schwelmer Lager. Klar, man schaute von Spiel zu Spiel, hatte stets den Fokus auf die kommende Aufgabe. Dazu kam die Trennung von Trainer Jörg Rode, die Interims-Lösung mit Kliche, Brockhaus und Bastian Möller sowie schließlich die Verpflichtung von Henning Becker als Trainer. Dennoch: Immer wieder spielte das anstehende Derby im Hinterkopf der Spieler des Neulings eine Rolle. Keine Wunder aber auch, denn neben Kevin Kliche hatten die Schwelmer RE-Spieler Tobias Fleischhauer, Yannick Brockhaus, Roben Köhrer, Theo Bezirgiannis und Yannick Schmitz einst den HSG-Dress an. Dazu Dustin Kliche, der allerdings in der ersten HSG-Garnitur keine Rolle gespielt hat.

Nils Rüggeberg stimmt „Humba“ an

Dass es am Ende ein klarer und verdienter Sieg der HSG wurde, tat der Stimmung in der Halle West keinen Abbruch. Die RE erhielt auch in der Schlussphase noch Unterstützung von den Rängen, während der Gevelsberger Anhang bereits Feier und den Abend mit einer „Humba“ beschloss. Dabei wurde mit Nils Rüggeberg einem Spieler aus dem eigenen Nachwuchs die Ehre zu Teil, diese „Humba“ anzustimmen.

Schwelms Trainer Henning Becker bedankte sich nach dem Spiel für die vielen mitgereisten Anhänger. „Ein großes Kompliment an die Zuschauer, die uns hier toll unterstützt haben. Leider konnten wir das nicht mit einer entsprechenden Leistung zurückzahlen“, bewertete er die Partie und freute sich gleichzeitig auf die Handballpause. „Die kommt für uns zur rechten Zeit. Wir müssen jetzt tief Luft holen, uns sammeln und dann im neuen Jahr wieder angreifen und das zeigen, was uns lange Zeit stark gemacht hat.“

Nervenstarker Siebener-Schütze Köhrer

Keine Frage also, dass das Duell zwischen der HSG Gevelsberg-Silschede und der RE Schwelm das Handballjahr im Kreis Ennepe-Ruhr gelungen abrundete. Ein klasse Spiel – rassig und temporeich. Hart, aber durchaus fair – mit den üblichen Handgreiflichkeiten eines Handballspiels. Das Schiedsrichtergespann hatte alle Hände voll zu tun, verteilte an Gevelsberg vier, an Schwelm sieben Zeitstrafen, dazu den Feldverweis an Tobias Fleischhauer nach einem Schlag ins Gesicht von Christopher Fege überdies drei Siebener für die Gastgeber, derer acht für die Gäste – hier erwies sich Ruben Köhrer als nervenstark und verwandelte alle acht.

Šimec mit Schiri-Leistung nicht einverstanden

Indes war HSG-Trainer Sascha Šimec nicht mit der Leistung der Unparteiischen einverstanden. Vor allem monierte er „die uneinheitliche Linie vor der Pause“, so der Coach. „Da gab es Fouls, die hier nicht, dort aber geahndet wurden. Da gab es weitere Fouls, die mit Rot hätten bestraft werden können. Da gab es Situationen, wo allenfalls ein Freiwurf gerechtfertigt wäre, aber Zeitstrafen verhängt wurden.“ Immerhin befand Sascha Šimec, dass die Schiedsrichter-Leistung in der zweiten Halbzeit kein Thema mehr gewesen sei.

Kein Wunder, war Gevelsberg den Schwelmern derart überlegen, dass die Gäste kaum ein Bein auf die Erde bekommen hatten. Fleischhauer sah kurz vor der Pause Rot, Yannick Brockhaus war in der Obhut von Josip Jukic. Der Rückraum der Kreisstädter fand in den zweiten 30 Minuten nicht statt. „Nach der Pause haben wir den Schwelmer Rückraum aus dem Spiel genommen“, bestätigt auch Dirk Bock, Gevelsberger Co-Trainer. Das zeigte sich auch in der Trefferausbeute. Nach zwei Strafwurf-Treffern von Köhrer zum 17:13 aus Gevelsberger Sicht (33.) und zum 20:14 (38.), war es Jannick Adam, der mit seinem Tor zum 28:15 den ersten Feldtreffer für Schwelm, markierte (50.).

Bericht: Heinz-G. Lützenberger und Daniel Weller, Westf. Rundschau
Bild: Jens Pommerenke, airpictures.de

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