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Völlig anderes Gevelsberger Gesicht bringt zwei wichtige Punkte

Was am vorherigen Spieltag schief lief, war diesmal völlig in Ordnung. Mehr noch: In der Handball-Oberliga gelang dem Vorletzten HSG Gevelsberg-Silschede im Kellerduell beim TuS Bielefeld-Jöllenbeck alles, hielten die Gastgeber stets in Schach und sicherte sich einen fulminanten 29:19 (15:9)-Sieg. Gevelsberg zeigte ein völlig anderes Gesicht und holte wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt – im direkten Duell gegen einen ärgsten Konkurrenten im Tabellenkeller.

Dabei waren die Voraussetzungen für die Gäste aus Gevelsberg alles andere als optimal. Keeper Patrick Huhn fehlte aus beruflichen Gründen. Stattdessen musste Bastian Olschinka die komplette Spielzeit ins Tor. Und er meisterte seine Aufgabe ausgezeichnet, erwies sich als einer der Türme in der Schlacht gegen den Abstieg. Als nominell zweiter Keeper musste Gevelsbergs Torwart-Trainer Frank Kunze also nicht eingreifen.

Kein Aufwärmprogramm
Überdies spielten Kevin Kliche und Yannick Brockhaus, ohne ein wirkliches Aufwärmprogramm absolviert zu haben. Feuerwehrmann Kliche hatte noch am Samstag Dienst, so dass er mit Brockhaus zwar rechtzeitig zum Spiel, aber zu spät für die unmittelbare Vorbereitung eintraf.

Hat es geschadet? Nein! Denn sowohl Kevin Kliche als auch Yannick Brockhaus lieferten wie die übrigen HSG-Spieler eine klasse Leistung ab. Kliche machte die Abwehr dicht, zusammen mit Tobias Fleischhauer sorgte er dafür, dass der Innenblock den Namen auch zurecht trug. „Er hat ein super Spiel hingelegt“, lobte HSG-Trainer Jörg Müller.

Überdies sorgte Daniel Schrouven für eine ausgezeichnete Abwehrarbeit. Der ehemalige Schwelmer Youngster kam stets für die Abwehr aufs Parkett – im Wechsel mit Sebastian Breuker, der also ausnahmslos für gefährliche Angriff und für elf Feldtreffer sorgte. Ebenfalls eine starke Leistung des hoch aufgeschossenen Spielers

Yannick Brockhaus ging wie Björn Rauhaus zwar an Treffern leer aus, die beiden mittleren Rückraumspieler führten aber geschickt die Regie im Gevelsberger Angriffsspiel: vor allem über den Rechtsaußen mit Leo Stippel als auch über den Kreis mit Rafael Dudczak. Die HSG-Regisseure waren auch meist verantwortlich, dass diesmal die Kombinationen geduldig bis zum Ende durchgespielt, dass die Lücken genutzt wurden. Sie verschärften das Tempo wenn nötig – was meist der Fall war –, sie sorgten für die so genannte schnelle Mitte, womit Jöllenbeck gar nicht zurecht kam. „Von beiden Mittelleuten haben wir ein klasse Spiel gesehen“, so ein weiteres Lob von Jörg Müller.

Früh kaufte Gevelsberg seinen Gastgebern den Schneid ab. Nach der 2:0-Führung durch Kliche und Stippel verkürzten die Ostwestfalen zwar, doch zweimal Fleischhauer sowie einmal Breuker sorgten bis zur achten Minute für die 5:1-Führung. Das wies der Begegnung den Weg – wenngleich von einer Vorentscheidung nicht die Rede sein konnte. Immerhin aber agierten die Gevelsberger die erste halbe Stunde klasse durch, hatten fortan stets einen Vorsprung von zwei bis drei Treffern. Mit der 12:9-Führung erhöhten zweimal Dudczak und einmal Wohlgemuth auf den 15:9-Pausenstand.

Apropos Wohlgemuth. Der Rückraumspieler hatte noch nicht die gewohnten Spielanteile, wie es vor seiner Trainingsverletzung der Fall war. Eindeutig ist aber zu erkennen, dass er immer besser zurück ins Gevelsberger Spiel findet. „Er braucht noch ein bisschen“, so Müller. „Aber die Kurve zeigt eindeutig nach oben. Es gefällt mir, was er zeigt.“

Gute Chancen versiebt
Nach dem Seitenwechsel gab es eine kurze Phase, in der Gevelsberg gut heraus gespielte Chancen vergab. Gleich vier Tempogegenstöße an der Zahl. Da wurde Jörg Müller etwas unruhig, etwas mulmig. Schließlich gab es im Laufe der Saison oft genug Phasen, in denen die Gevelsberger durch mangelende Ausnutzung der Chancen und durch zu viele Fehler einen möglichen Punktgewinn noch aus den Händen gab. Doch diesmal war die Sorge unbegründet. „Ich habe zwischendurch schon gedacht: Hoffentlich geht das gut“, gestand Jörg Müller nach der Begegnung, um dann an seine Jungs ein Pauschallob zu verteilen. „Das war schon sensationell gut, was wir gespielt haben. Hut ab!“

Heinz-G. Lützenberger