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Training ist nicht immer möglich

Physiotherapeutin Lotta Lorkowski leitet Praxis-Filiale in Gevelsberg und spielt beim Handball-Oberligisten ASC Dortmund.

Sie kann ganz schön einheizen, sie kann müde Muskeln wieder munter machen. Und sie ist eine passable Handballerin, spielt in der Oberliga. Lotta Lorkowski aus Gevelsberg ist Physiotherapeutin, arbeitet im Saunabereich von Gevelsbergs „Schwimm in“ und geht für den ASC Dortmund auf Tore- und Punktejagd. Das zu vereinbaren ist nicht immer einfach. Doch dank einiger Kompromisse mit Arbeitgeber und Verein bekommt die 28-Jährige alles unter einem Hut.

Im vergangenen Sommer ist Lotta Lorkowski vom Landesligisten HSG Gevelsberg-Silschede zum Oberligisten in die Bierstadt gewechselt. Und bereits in der Gevelsberger Halle West kollidierte die eine oder andere Trainingseinheit mit ihrem Job, den sie in der Praxis von Michael Schmitz in Wuppertal-Elberfeld bis Ende März ausgeübt hat.

Eine Trainingseinheit musste sich wöchentlich sausen lassen. Denn neben dem Frühdienst hatte Lorkowski auch hin und wieder einen Spätdienst oder war für die Praxis mobil unterwegs. „Das war aber alles kein Problem“, sagt die Physiotherapeutin. „Ich habe zwar eine Trainingseinheit ausgelassen, dafür habe ich individuelles Training gemacht.“

Lotta Lorkowski ist also gelaufen.

Mit dem Wechsel von der Landesliga in die Oberliga – das sind immerhin zwei Klassen – hat sich der Aufwand erhöht. Mehr Training, keine Frage. Und auch diesmal gab es Kollisionen mit ihrem Beruf, ihrer Berufung. Doch auch dieses Mal gab es das Agreement, dass ein Training in der Halle ausfällt, Lotta Lorkowski dies aber durch individuelles Lauf-Training zu kompensieren weiß. Überdies ist die Entfernung von Job zum Training nicht mehr so weit. Nicht mehr so weit?

Arbeitgeber kommt entgegen

In der Tat liegen zwischen Gevelsberg und Dortmund einige Kilometer – zumal der ASC Dortmund nicht immer in derselben Halle trainiert, trainieren kann. Die Hallen-Situation in der Bierstadt ist ziemlich mies, nicht alle Hallen sind für den Sport zugänglich, müssen sich umfassenden Renovierungen unterziehen. Da müssen die Vereine in Dortmund schon mal die Orte wechseln. Denn mittlerweile, seit dem 1. April, arbeitet Lotta Lorkowski in Gevelsberg. Sie bleibt bei Michael Schmitz, der in der Mittelstraße die Praxis von Jan le Goff übernommen hat. Überdies kommt ihr „Schmiddy“, wie der ehemalige Vorsitzende des FSV Gevelsberg auch gerufen wird, entgegen, lässt sie auch früher zum Training gehen.

Für die Spiele am Wochenende gibt es keine zeitlichen Überschneidungen. Auch nicht, weil sie derzeit keine Physio-Tätigkeiten bei den Handballern der HSG Gevelsberg-Silschede oder bei den Fußballern des FSV Gevelsberg inne hat. Bei der HSG hatte Lotta Lorkowski noch zu Oberliga-Zeiten Hand angelegt. Das war irgendwann zeitlich nicht mehr vereinbar. Bis vor einigen Wochen hatte sie die Muskeln der Bezirksliga-Kicker im Stadion Stefansbachtal durchgeknetet. Doch die Vereinbarung zwischen dem FSV Gevelsberg und der Praxis „besteht nicht mehr, die ist aufgelöst worden“, so Michael Schmitz.

In 2011 hat Lotta Lorkowski die dreijährige Ausbildung zur Physiotherapeutin begonnen. Massagentechniken, Reha-Maßnahmen, Muskelaufbau und das Lockern von Muskeln zählten unter anderem zu den Lehr-Inhalten. Nach der Ausbildung im Jahre 2014 bekam sie die Anstellung in der Praxis von Michael Schmitz in Elberfeld. Mit der neuen Filiale in Gevelsberg ist sie quasi die Filialleiterin geworden – wenngleich dieser Ausdruck so nicht ganz der richtige ist. „Damit kann ich auch zu Fuß von zu Hause zur Praxis und zurück gehen. Das tut gut“, sagt sie. Im „Vorzimmer“ arbeitet übrigens mit Sebastian Konze ein weiterer Junge, der sich beim FSV Gevelsberg engagiert bzw. engagiert hat. Hatte Lorkowski noch in Elberfeld Frühdienst, stand sie zwischen 7 und 13.30 Uhr an der Massagebank, der Spätdienst war zwischen 13.30 und 20 Uhr. Etwa sechs Stunden Hausbesuche stehen überdies auf dem Wochenplan. Mittlerweile ist um 18 Uhr Feierabend.

Aufstieg nicht ausgeschlossen

Derweil geht es auch mit dem Handball weiter. Lotta Lorkowski und der ASC Dortmund belegen in der Oberliga Platz zwei – Angriff auf Meisterschaft und Aufstieg in die Dritte Liga nicht ausgeschlossen. Bei zwei Punkten Rückstand auf den Königsborner SV bei noch drei auszutragenden Spieltagen. Für Lotta Lokowski kein Problem. Die 28-Jährige, die seit der E-Jugend bei der HSG Gevelsberg-Silschede Handball spielte, zwischendurch für den Beyeröhder TV an den Start gegangen war, hat um eine weitere Saison in Dortmund verlängert. Dann heißt es weiter, einmal die Woche das Training durch das Laufen zu ersetzen und weiterhin für den ASC Dortmund auf Punkte- und Torehatz zu gehen.

Bericht: Heinz G. Lützenberger, Westf. Rundschau
Bild: Heinz G. Lützenberger

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