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HSG-Trainer Müller: „Vielleicht müssen wir uns beeilen“

Gevelsberg.  Ulrich Müller, Trainer der HSG Gevelsberg-Silschede, im Interview über kurzfristige Ziele und langfristige Träume seines Vereins.

Es war der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte, als die Handball-Damen der HSG Gevelsberg-Silschede im vergangenen Jahr den Aufstieg in die Verbandsliga perfekt machten. Die Vorfreude auf die neuen Aufgaben gegen stärkere Gegner war groß. Und so ging die Mannschaft unter dem neuen Trainer Ulrich Müller mutig in die Saison, die aber schon nach drei Spieltagen (ein Sieg, zwei Niederlagen) durch Corona beendet wurde.

In Gevelsberg lebt die Hoffnung, dass die neue Spielzeit unter einem besseren Stern steht. Im Interview spricht der 68-Jährige über Erkenntnisse aus dem ersten kurzen Verbandsliga-Jahr, den Charakter seiner Mannschaft und die kurz- und langfristigen Ziele des Vereins.

Herr Müller, Ihre erste Saison nach dem Aufstieg fiel sehr kurz aus. Haben Sie trotzdem wichtige Erkenntnisse sammeln können?

Ulrich Müller: Wir haben im letzten Jahr eine ordentliche Vorbereitung absolviert und dabei habe ich bereits gemerkt, dass wir ein sehr gutes Mannschaftsgefüge haben. Wir mussten uns kennenlernen, weil es viele Neuzugänge gab und ich als Trainer auch neu dabei war. Das hat aber alles sehr reibungslos funktioniert. Es gab keine Disharmonien, das ist im Mannschaftssport wichtig. Meine Spielerinnen verfügen über eine hohe soziale Kompetenz. Natürlich waren wir dann alle sehr enttäuscht, dass die Saison so früh vorbei war.

Haben Sie in den wenigen Spielen gespürt, dass die HSG in der Verbandsliga mithalten kann?

Auf alle Fälle. Wir haben ein Spiel gewonnen, eines knapp verloren und sind in Dortmund untergegangen. Da waren wir aber noch ein bisschen wie das Kaninchen vor der Schlange. Ich denke schon, dass wir in diesem Jahr eine gute Saison spielen und in der Verbandsliga ankommen werden.

Fehlt eigentlich bis heute eine richtige Aufstiegsfeier?

Mit dem Aufstieg war ich ja nicht direkt in Verbindung. Ich habe mich sozusagen ins gemachte Nest gesetzt (lacht). Aber soweit ich weiß, haben die Spielerinnen, als das möglich war, im erlaubten Rahmen mit ihrem Ex-Trainer eine kleine Feier gemacht.

Sie konnten Ihre Spielerinnen monatelang fast ausschließlich auf virtuellem Wege sehen. Wie schwierig war das für Sie?

Es hat erstaunlich gut funktioniert. Das liegt auch am Charakter der Mannschaft. Wie ich schon sagte, sind die Mädels sehr sozial, die haben auch über Zoom ihren Spaß. Die Spielerinnen haben über die ganzen Monate hinweg zwei- bis viermal pro Woche trainiert, zum Teil sind sie allein laufen gegangen, oder haben Krafttraining gemacht, aber es gab auch regelmäßige virtuelle Trainingseinheiten, die wir gemeinsam gemacht haben. Natürlich ist das letztlich trotzdem unbefriedigend, sowohl für die Mädels als auch für mich. Alle sind heiß darauf, endlich wieder den Ball in die Hand zu nehmen und zu spielen.

Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass dieser Moment jetzt langsam näher rückt?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Zahlen sind zuletzt deutlich gesunken, daher werden wir hoffentlich im Juni wieder loslegen können. Zumindest werden wir uns dann mal als Mannschaft draußen treffen können und auch kontaktlos mit Ball in der Halle etwas machen können. Da bin ich sicher. Falls das doch nicht klappt, wandern wir alle aus (lacht).

Wie sieht es personell aus? Gibt es Veränderungen am Kader?

Im Moment sieht es so aus, dass die Mannschaft in ihrer aktuellen Zusammensetzung weiter fortbesteht. Alle haben Lust, zu zeigen, dass dieses Team funktioniert. Die Planungen, was das Personal angeht, sind aber generell sehr schwierig im Moment, weil keiner weiß, wie es weitergeht. Grundsätzlich arbeiten wir immer daran, uns weiter zu verstärken. Wenn wir die Möglichkeit dazu haben, werden wir das tun. Unsere Kontakte sind nicht die schlechtesten.

Einige Vereine aus dem Kreis nehmen an Meisterrunden teil. Eine Teilnahme daran war für Sie aber kein Thema?

Auf keinen Fall. Wir kommen aus der Landesliga, sind gerade erst aufgestiegen. Da wollen wir erst einmal ankommen und uns etablieren. Wenn man eine Klasse höher will, muss man sich noch deutlich verstärken und braucht einen größeren Kader. Die Vereine, die da teilnehmen, haben vielleicht Verstärkungen in Aussicht. Für uns wäre das gar nicht machbar.

Sie sprachen das Ziel an, sich in der Liga zu etablieren. Es geht also um mehr als nur den Klassenerhalt?

Ich setzte den Anspruch schon so an, dass wir uns in der Verbandsliga festsetzen wollen. Ich will mich nicht auf eine Platzierung festlegen, aber wir wollen auf jeden Fall von Beginn an mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Ist auf lange Sicht ein weiterer Aufstieg möglich?

Die Leute, die mich kennen, wissen, dass es immer mein Ziel war und ist, etwas Positives zu bewirken. Wenn man leistungsorientiert ist, dann will man Erster werden, nicht Zweiter oder Dritter. Daher spielt dieses Ziel in unserer mittelfristigen Planung schon eine Rolle, aber nicht für die kommende Saison. Allerdings werde ich im Juli auch schon 69, also müssen wir uns vielleicht doch etwas beeilen, wenn ich da noch dabei sein will (lacht).

 

Bericht: Tim Müller, Westfalenpost

Bild: Marinko Prša, Westfalenpost

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