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Gevelsberg mit neuen Alternativen

Im vorletzten Test zeigt die HSG Gevelsberg-Silschede neue Qualitäten – dank des breiter aufgestellten Kaders.

Als Sebastian Breuker bei seinem Wurfversuch aus der zweiten Reihe unsanft zu Boden gebracht wird, stocken die Zuschauer in der Gevelsberger Halle West kurz den Atem. Wenige Momente später verlässt der hoch aufgeschossene Linkshänder des Handball-Verbandsligisten HSG Gevelsberg-Silschede das Feld – unter Schmerzen, aber keineswegs verletzt. Für ihn kommt Björn Rauhaus, eigentlich Mittelmann und sonst auch eher im linken Rückraum zu finden. Eine Szene mit Symbolcharakter bei der Mannschaft von Trainer Sascha Šimec, der sich über die neue Tiefe im Kader freut. Einen starken Eindruck hinterließen Breuker, Rauhaus und Co. beim vorletzten Testspiel der Vorbereitung gegen den Nordrheinligisten SG Ratingen, auch wenn dieses am Ende mit 34:35 (15:18) knapp verloren ging.

Dass ein Spieler mit den Qualitäten von Rauhaus im rechten Rückraum aufläuft, ist schon ungewöhnlich. In den vergangenen sechs Jahren, die der gebürtige Schwelmer nun schon in Gevelsberg aktiv ist, war Rauhaus eher als Denker und Lenker der HSG-Offensive bekannt. „Das bringt uns neue Alternativen. Wir können das so ausprobieren, weil wir inzwischen deutlich tiefer besetzt sind”, sagt Trainer Sascha Šimec über die ungewöhnliche Positionierung seines Spielmachers. Klar ist auch, dass der lange Breuker weiter die allererste Option im rechten Rückraum bleiben wird. Warum, das unterstrich er im Test gegen die individuell sehr stark besetzten Ratinger.

Spieler entwickeln sich weiter

Doch nicht nur Breuker hinterließ einen bleibenden Eindruck beim Test gegen den ambitionierten Regionalligisten, auch seine Mannschaftskollegen setzten schon viel von dem um, was sich Šimec von seinem Team wünscht. Immer wieder konnte die HSG sich durch ein sehr agiles Angriffsspiel in gute Abschlusssituationen bringen, immer wieder waren es andere Akteure die dabei Verantwortung übernahmen. Egal, ob Christopher Fege oder Nils Rüggeberg oder Josip Jurkic – gerade die jungen Spieler haben sich in dieser Vorbereitung weiter entwickelt. „Der kleine Jurkic spielt so, als würde er schon seit Jahren auf diesem Niveau spielen”, freut sich Šimec.

Einzelne Spieler wollte der Gevelsberger Übungsleiter, der in seine zweite Saison als HSG-Trainer geht, eigentlich nicht hervorheben. Was er auch nicht unbedingt musste, denn schließlich konnte sein Team vor allem im Zusammenspiel klare Fortschritte vorweisen. Teilweise flogen die Pässe blind zu den Mitspielern, das Spielgerät lief flüssig durch die eigenen Reihen. Bei Berücksichtigung der vielen, vor allem sehr jungen Neuzugänge ist diese Tatsache bemerkenswert — angesichts des bisher gelegten Schwerpunkts auf die eigene Defensive wunderte das auch den Trainer. „Das sieht schon ansprechend aus, wobei wir bisher im Training viel Wert auf die Deckung gelegt haben”, sagt Šimec.

35 Gegentore zeugen auf den ersten Blick noch nicht davon, dass sich die Gevelsberger in diesem Bereich enorm entwickelt haben. Bei genauerer Betrachtung muss aber festgehalten werden, dass die Gäste aus Ratingen auch über immense individuelle Qualitäten verfügen.

Ratingen verlangt alles ab

Mit Alexander Oelze zum Beispiel, der lange Jahre in der Bundesliga u. a. für den Bergischen HC am Ball war. Oelze gewann, wie Filip Lazarov oder andere Ratinger Akteure, immer wieder Eins-gegen-Eins-Situationen. Die daraus entstandene Überzahl wusste die SG dann geschickt auszuspielen. „Es ist wichtig, dass wir diese Zweikämpfe gewinnen, darauf verlassen sich die Nebenleute”, weiß Šimec.

Der Gevelsberger Trainer weiß aber auch um die Qualitäten des Testspielgegners. „Diese Qualität hat kein Verbandsliga-Team”, sagt er. Grund genug um zufrieden zu sein? Mitnichten, schließlich weiß Šimec um die Bedeutungslosigkeit von Vorbereitungsspielen. „Vor zwei Jahren hat die HSG auch eine tolle Vorbereitung gespielt”, verweist er auf die Eindrücke aus der Vorphase der Spielzeit, in der die HSG sang- und klanglos aus der Oberliga abstieg.

Ausruhen ist nicht drin

Eine Erkenntnis, an der die HSG gewachsen zu sein scheint. Ausruhen ist noch nicht drin, erst nach der kommenden Trainingswoche wird die Intensität in den Übungseinheiten ein wenig heruntergeschraubt. Ausruhen möchte sich in Gevelsberg keiner zwei Wochen vor dem Saisonstart — auch wenn sie in der neuen und tieferen Besetzung nun durchaus öfter die Chance dazu hätten.

Bericht: Fabian Vogel
Bild: Fabian Vogel

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