Einer fehlt dem Gegner besonders
Im Hinspiel gegen die HSG Gevelsberg-Silschede warf Siegens Tim Kolb elf Tore – inzwischen hat er seine Karriere beendet.
Satte elf Tore schenkte Tim Kolb der HSG Gevelsberg/Silschede Ende September im Hinspiel ein und hatte damit maßgeblichen Anteil am Erfolg der Siegener über die Mannschaft von Trainer Sascha Šimec. 27:20 ging das Spiel damals zu Gunsten des RSVE Siegen aus.
Dass es am Samstag in der Gevelsberger Halle West wieder so kommt, gilt als beinahe ausgeschlossen. Inzwischen hat Tim Kolb seine Handballschuhe an den Nagel gehangen – einer der besten Spieler in der Verbandsliga zog sich im Herbst vergangenen Jahres einen Totalschaden im Knie zu und hat sich nun dazu entschlossen, es vorerst mit dem Sport sein zu lassen. Ein Glücksfall für die Liga, ein Glücksfall für die HSG könnte man sagen – doch Gevelsbergs Kapitän Björn Rauhaus sieht das anders: „Das wünscht man natürlich niemanden, in seinem Alter die Karriere schon beenden zu müssen ist wirklich traurig.“ Rauhaus, der den Siegener im Hinspiel erstmals live erlebte, wäre durchaus angetan von einem weiteren Duell mit Kolb gewesen. „Das ist doch auch für die Zuschauer und auch für uns Spieler eine super Sache, wenn solche Spieler in der Verbandsliga spielen“, so der HSG-Kapitän.
Aufstieg im Team kein Thema
Doch nicht nur wegen dem Haupttorschützen des RSVE hat Rauhaus schlechte Erinnerungen an die damals erste Saisonniederlage. „Sie haben uns mit ihrer ekligen 3-2-1-Deckung das Leben richtig schwer gemacht“, sagt er. 20 Tore gelangen den Gevelsbergern damals nur – zu wenig um im Siegerland etwas Zählbares einfahren zu können.
So gilt es für die Šimec-Sieben auch ein Stück weit Wiedergutmachung in eigener Sache zu betreiben, schließlich markiert die Pleite von Mitte September die höchste Saisonniederlage im gesamten bisherigen Saisonverlauf. Mehr Bewegung ohne Ball, mehr Courage bei den Zweikampfsituationen und volle Konzentration im Abschluss sind gefragt, um nach den zwei Siegen zum Auftakt in das neue Jahr auch weiterhin in der Erfolgsspur bleiben zu können.
Die jüngsten Erfolge gegen Riemke und Schalksmühle und die überraschenden Niederlagen der Konkurrenz haben die HSG wieder auf den zweiten Platz gebracht. Hoffnungen oder gar Ambitionen in Richtung Oberliga-Aufstieg verspürt Björn Rauhaus aber nicht. „Innerhalb der Mannschaft ist das überhaupt kein Thema. Wir versuchen einfach weiter, jedes Spiel zu gewinnen“, sagt der HSG-Kapitän.
Viel mehr steht die Stärkung des Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Teams im Vordergrund. „Wir wollen als Team weiter zusammenfinden und die Leute wieder begeistern mit unserem Handball“, so Rauhaus über die Ziele von Verein und Mannschaft. Ziele, die angesichts des aktuellen Rückstands auf den sehr souverän auftretenden Tabellenführer HSC Haltern-Sythen aktuell auch überhaupt nicht zur Debatte stehen, „Bei uns ist niemand böse, wenn Haltern am Saisonende aufsteigt“, sagt Rauhaus.
Dass die Gevelsberger aber Wettkampfsportler sind wollen sie am Samstag in eigener Halle wieder unter Beweis stellen. Trainer Sascha Šimec weilte unter der Woche im Ski-Urlaub und wird sich freuen, dass er in eigener Halle vermutlich auf seinen kompletten Kader zurückgreifen kann. Was Gegenüber Caslav Dincic mit Blick auf Tim Kolb sicherlich auch gerne sagen würde.
Text: Fabian Vogel, Westf. Rundschau
Bild: Reinhold Becher
https://www.wr.de/sport/lokalsport/ennepetal/einer-fehlt-dem-gegner-besonders-id216396557.html