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Die zehn emotionalsten Spiele im Südkreis

Große Partien um Aufstieg, Abstieg und Meisterschaft. Doch auch ein Freundschaftsspiel ist mit dabei

Ennepe-Süd Emotionen gibt es immer im Sport – mal mehr, mal weniger. Spitzt sich eine Saison zu, werden die Nerven angespannter. Mit dem Erfolg oder Misserfolg zum Ende einer Spielzeit, zum Ende eines Finales entladen sich die Emotionen, Tränen fließen – vor Freude, vor Wut, vor Trauer. Es gibt aber auch Spiele ohne Leistungsdruck, die emotional oder besonders waren. Hier sind die besten zehn Begegnungen aus dem Südkreis.

1 OSC Dortmund – HSG Gevelsberg-Silschede Tag der Arbeit 2012. Was die HSG Gevelsberg-Silschede an diesem Tag ge- und verarbeitet hat, war unglaublich. Und die Nerven aller Beteiligten wurden strapaziert, als die HSG beim OSC Dortmund antrat. Es ging am vorletzten Spieltag um die Meisterschaft der Verbandsliga und den Oberliga-Aufstieg. Die Halle in Dortmund-Hacheney war mit 1000 Zuschauern übervoll. Vize Gevelsberg besiegte den gastgebenden Spitzenreiter Dortmund mit 31:25 (10:12). Patrick Huhn avancierte zu einem der Matchwinner, der Keeper entschärfte neun hundertprozentige Chancen.

2 SG Art Giants Düsseldorf – EN Baskets Schwelm Ein Auswärtsspiel wurde auch für die EN Baskets Schwelm zum Heimspiel, als in der Saison 2016/2017 den Mannen um Trainer Falk Möller der Aufstieg in die ProB gelang. Bei der SG Art Giants Düsseldorf gewann der Regionalliga-Spitzenreiter 78:74 (39:26). Es war ein atemberaubendes Spiel, die „Gelbe Wand“ der Schwelmer Fans heizte die Stimmung an. Wie stark die Anspannung war, zeigten die Tränen nach der Schlusssirene. Die Geschäftsführer Omar Rahim und Michael Kersthold, Vorstand Micha Buchwald, Co-Trainer Schäfer – alle ließen ihren Tränen freien Lauf. Es folgte ein Gratulations-Parcours, der seinesgleichen suchen kann.

3 BW Voerde – VfB Schwelm Gnadenlos kann der Fußball sein. Dass Freud und Leid so eng beieinander liegen, davon können BW Voerde und VfB Schwelm ein Lied singen. Ein Elfmeterschießen musste den Meister der Fußball-Kreisliga A 2 in der Saison 2014/2015 küren. Nach regulärer Spielzeit hatte das 1:1 – für die Verlängerung gesorgt. Keine Tore dort, also Strafstoßschießen zur Entscheidung: Und auch das ging in die Verlängerung, weil es nach fünf Schützen Unentschieden stand. Es ging auf Mitternacht zu, als die Entscheidung fiel. Ironie des Spiels: Voerde wurde A2-Meister, stieg aber nicht in die Bezirksliga auf. Die Relegation ging gegen SSV Hagen mit 0:1 und 0:2 verloren.

4 VfL Gevelsberg – RW Lennestadt-Grevenbrück Dass ein 0:0 in dieser Liste auftaucht, mag auf den ersten Blick überraschen, doch wie groß die Anspannung am 12. Mai 1991 beim VfL Gevelsberg war, verdeutlicht die Aussage des damaligen VfL-Eigengewächses Olaf Weithe: „Ich dachte, ich sterbe“, erklärte der VfL-Spieler, nachdem seine Mannschaft sich in den letzten Minuten regelrecht zum Aufstieg in die Oberliga gezittert hatte. Das torlose Remis gegen RW Lennestadt-Grevenbrück reichte, um nach neun Jahren Verbandsliga wieder eine Liga aufzusteigen.

5 TG Voerde – Rot-Weiß Lüdenscheid Riesenjubel bei den Handballern der TG Voerde. Am 26. April 1992 feierte die Mannschaft um Trainer Karl-Heinz „Kalla“ Paukstadt den Landesliga-Aufstieg. Die Erleichterung im letzten Spiel war groß, ebenso die Feierlaune in der Halle des Reichenbach-Gymnasiums. Pech hatte bei den Feierlichkeiten der damalige Kassierer Jürgen Grabowski. Er war nach dem Spiel ausgerutscht und brach sich das Handgelenk, musste ins Krankenhaus. Am folgenden Tag war er aber zum Meisterfrühstück wieder dabei, als bei Gert Hakenberg die Bordsteine an der Ecke Hinnenberger-/Karlstraße in Grün und in Weiß angestrichen wurden. Nach einem sportlichen Tief hatte es die TG Voerde erneut geschafft, in die Landesliga aufzusteigen – erneut mit „Kalla“ Paukstadt als Trainer.

6 HSG Gevelsberg-Silschede – TuS Volmetal Handball-Oberligisten HSG Gevelsberg-Silschede feierte kurze vor dem Ende der Saison 2014/2015 den fast nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt vor 800 Zuschauern in der Halle West. Allerdings erst Minuten nach der Schlusssirene. Zwar hatte Gevelsberg mit dem dramatischen wie überraschenden 19:18-Sieg gegen Meister und Aufsteiger TuS Volmetal den drittletzten Platz erreicht. Doch der Drittletzte blieb nur Oberligist, falls der Soester TV das Drittliga-Patent verlängerte. Das gelang Soest im letzten Moment, in Gevelsberg kam die Nachricht einige Minuten nach der eigenen Schlusssirene an. Die Spannung war zum zerreißen, die Erlösung groß. Ein Pulk von Menschen lag sich überglücklich in den Armen. „Es war ein absolutes Spiel der Nerven. Nach diesem Herzschlagfinale bin ich überglücklich“, so der scheidende Meistertrainer Hans-Peter Müller. „Ich bin stolz eine so intakte Truppe übergeben zu können“.

7 SG Castrop-Rauxel – VfL Gevelsberg Der VfL Gevelsberg schrieb mit seinen Fußballern Geschichte – mit dem Aufstieg in die Verbandsliga. Dieses Ereignis vom 23. Mai 1976  hat sich denen, die dabei waren, ins Gehirn eingebrannt. Meisterschaft und Aufstieg gelangen mit dem 2:0 (2:0)-Sieg bei der SG Castrop-Rauxel. Beide Tore fielen bereits in der ersten Halbzeit. Das 0:1 durch den Vorstopper Bernd Becker mit Kopfball nach Freistoß von Werner Boss, das 0:2 durch Joachim „Wosab“ Benfeld auf Zuspiel von Hermann Heringhaus. Unter den etwa 3000 Zuschauern waren locker 2000 mitgereiste Gevelsberger Schlachtenbummler. Nach einem Empfang im Rathaus schloss sich ein riesiger Korso, eine Triumphfahrt, in Gevelsberg an. Danach feierte die Mannschaft mit etwa 3000 Menschen rund um das Vereinslokal „Zum Alten Postwagen“.

8 Schwelmer Baskets – Bayer Giants Leverkusen Meister der ProB – für die Basketballer der damaligen Schwelmer Baskets war dies in der Saison 2012/2013 greifbar. Am 4. Mai 2013 fehlte der Mannschaft ein Punkt zur Meisterschaft. Eine Sekunde war noch zu spielen. Lars Wendt hatte die freie Bahn zum Korb, wurde regelwidrig gestoppt. Doch der fällige Pfiff blieb aus. Stattdessen jubelte der Tross der Bayer Giants Leverkusen. Statt des Treffers zum möglichen Schwelmer Sieg mit acht Punkten Vorsprung, gab es nur ein 76:70 (29:43). Damit hat in der Endabrechnung Schwelm um einen Punkt die Meisterschaft verloren. Untröstlich waren Spieler und Management sowie Trainer Raphael Wilder. Dass die Vize-Meisterschaft ein Triumph für die Schwelmer darstellte, das konnte und wollte keiner in der Halle West wirklich registrieren.

9 HSG Gevelsberg-Silschede – TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck Bereits im ersten Jahr als Handball-Oberligist hatte die HSG Gevelsberg-Silschede einen dramatischen Kampf gegen den Abstieg hingelegt – und gewonnen. In der Saison 2012/2013 geschah dies am vorletzten Spieltag. Die Vorzeichen waren klar. Ein Punkt musste her. Gevelsberg holte ihn mit dem 31:31 (11:15), schaffte den Klassenerhalt aus eigener Kraft. Zum Held des dramatischen Abends wurde Yannick Brockhaus. Fünf Sekunden vor dem Ende bekam Gevelsberg einen Freiwurf zugesprochen. Der Ball ging an Brockhaus, er markierte seinen ersten Treffer im Spiel – zum 31:31. Die Halle West wurde zum Tollhaus.

10 SE Gevelsberg – Sowjetunion Kein Meisterschaftsfinale, kein Kampf gegen den Abstieg, kein Prickeln. Oder doch? Bei einem Freundschaftsspiel? Das war möglich, als einen Tag vor Heiligabend 1979 vor etwa 1.300 Zuschauern ein besonderes Handball-Ereignis stattfand: die Partie zwischen den SE Gevelsberg und der sowjetischen Nationalmannschaft in Gevelsberg. Die Gäste wurde der Favoritenrolle gerecht und siegten mit 35:16. Nach dem Spiel gab es einen Empfang beim damaligen Gevelsberger Bürgermeister Helmut vom Schemm. Eine Feier, die es in sich hatte. So hatte der längste Spieler der UdSSR, Anpilogow, ein Zwei-Liter-Glas in einem Zug leer getrunken. Trainer Anatoli Jewtuschenko setzte sich ans Klavier und spielte russische Lieder.

Bericht Heinz G. Lützenberger, Westf. Rundschau
Bild: Archiv HSG