Christof Stippel: „Es ist klar, dass Leute vorsichtig sind“
GEVELSBERG. Zu Heimspielen der HSG Gevelsberg kommen bisher nur wenig Zuschauer. Im Interview erklärt Manager Stippel die Gründe. Und kündigt Neuerungen an.
Frenetisch gefeiert werden konnte die Rückkehr der HSG Gevelsberg/Silschede in die Handball-Oberliga noch nicht so richtig. Die Corona-Pandemie machte den Verantwortlichen bisher einen Strich durch die Rechnung, nachdem das Team von Trainer Sascha Šimec im vergangenen Frühjahr den Aufstieg „am grünen Tisch“ perfekt machte. Umso größer war die Vorfreude darauf, endlich wieder Zuschauer in der Halle West begrüßen zu dürfen, die in der Vergangenheit aufgrund der stets vielen Zuschauer auch „Hölle West“ genannt wurde. Bisher bleiben die großen Zuschauerzahlen in Gevelsberg jedoch aus. Rund 200 Zuschauer kamen lediglich zu den bisherigen beiden Heimspielen – statt 500 wie in den vergangenen Oberliga-Jahren. Im Interview erklärt HSG-Manager Christof Stippel, wie er sich den bisher fehlenden Zuspruch erklärt, wie wichtig die Fans für den Erfolg der Mannschaft sind und was der Verein tut, um die Zuschauer wieder in die Halle zu locken.
Herr Stippel, zum ersten Heimspiel der bisherigen Oberliga-Saison kamen 200 Zuschauer, beim zweiten waren es 250. Wie erklären Sie es sich, dass die Aufstiegs-Euphorie noch nicht auf die Ränge übergeschlagen ist?
Christof Stippel: Also man muss ehrlich sagen, dass wir ja auch nicht ganz unzufrieden sind mit den Zuschauerzahlen bisher. Uns war klar, dass es zu Anfang nicht so sein wird, dass uns die Leute hier wieder die Bude einrennen. Es ist ja nun mal so, dass wir alle die letzten anderthalb Jahre gewisse Regeln eingehalten haben, die wir jetzt auf einmal nicht mehr in der Konsequenz einhalten müssen. Das ist schon eine Umstellung – ob beim Einkaufen oder beim Besuch von Handballspielen. Deshalb ist es ja auch klar, dass die Leute erst einmal vorsichtig sind und nicht sofort wieder in Massen in die Halle strömen.
Was tun Sie als Verein dafür, dass den Zuschauen die Sorge vor einer Infektion genommen wird?
Also erst einmal achten wir alle weiter darauf, dass wir die Maske tragen in der Halle, wenn wir nicht gerade auf dem Platz sitzen. Viel wichtiger ist, denke ich aber, für das Sicherheitsgefühl der Leute, dass wir uns im Vorstand auf die 2-G-Regel verständigt haben. Es kommen also nur noch Leute in die Halle, die entweder geimpft oder genesen sind. Wir wollen, dass sich niemand Gedanken darum machen muss, ob der Sitznachbar ihn vielleicht doch anstecken könnte. Deshalb haben wir uns darauf verständigt, dieses Konzept durchzusetzen und ich gehe davon aus, dass das dazu beiträgt, dass sich die Besucher auch wirklich sicherer fühlen als mit einer 3-G-Regel.
Was könnten darüber hinaus Faktoren dafür sein, dass es in den bisherigen Heimspielen noch nicht mit einer vollen Halle geklappt hat?
Das lässt sich natürlich nur vermuten, aber vielleicht ist es auch so, dass wir bisher zu wenig Werbung dafür gemacht haben, dass Gevelsberg jetzt wieder einen Handballverein hat, der in der vierthöchsten Liga spielt. Das müssen wir den Leuten eventuell noch ein bisschen deutlicher machen und intensiv dafür werben, dass es ein Ereignis ist, hier in unserer Halle ein Oberliga-Spiel zu verfolgen.
Was tun Sie neben dem 2-G-Konzept noch dafür, dass wieder mehr Zuschauer zu Heimspielen der HSG kommen?
Vor der Saison haben wir schon eine neue Licht-Technik installiert. Es ist jetzt so, dass die Spieler beim Einlaufen alle einzeln genannt werden und speziell beleuchtet werden, das sieht schon extrem cool aus und macht richtig Eindruck. Zudem haben wir mit unserem neuen Hallensprecher Michael Höhl jemanden dazu gewonnen, der das Publikum richtig heiß machen kann auf die Spiele, da sind wir sehr stolz drauf. Außerdem schweben uns im Vorstand aktuell aber auch noch ein paar andere Sachen vor, die wir in naher Zukunft einführen wollen, um den Zuschauern ein noch besseres Erlebnis bieten zu können.
Was wäre das?
Wir haben geplant, in Zukunft bei den Spielen eine Musik-Band spielen zu lassen. Vor den Spielen sollen sie einen kurzen Auftritt machen und gerne auch im Anschluss an die Spiele, wenn das möglich ist. Unser Hallensprecher Michael Höhl hat da gute Kontakte in die Musik-Szene im Umkreis und kann da eventuell etwas organisieren. Wir wissen zwar nicht, ob wir schon im kommenden Heimspiel eine Band haben werden, aber das ist auf jeden Fall geplant und werden wir in den kommenden Wochen so einführen. Die Leute müssen einfach wieder wissen, dass, wenn die HSG ein Heimspiel hat, da richtig was los ist in der Halle und ein gesellschaftliches Event daraus wird. In Gevelsberg muss klar sein: Wenn samstags die HSG spielt, gehen wir in die Halle. Und dafür ist es, glaube ich, ganz wichtig, dass wir die Leute auch abholen und ein Programm über das Handballspiel hinaus anbieten.
Gibt es weitere Ideen?
Ja, wir wollen uns auch mit dem Gevelsberger Kirmesverein in Verbindung setzen und anbieten, statt der ausgefallenen Kirmes vielleicht mal bei uns in der Halle bei einem Heimspiel zu feiern. Und wir hatten geplant, mal ein Spiel anzubieten, bei dem Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren umsonst in die Halle dürfen. Das werden wir aber alles noch mal im Vorstand besprechen und früh genug kommunizieren.
Wie wichtig ist die Unterstützung in der Halle denn für den Erfolg der Mannschaft?
Der Handball in Gevelsberg hat immer von der Stimmung in der Halle West gelebt. Das war früher schon so, als wir in der Oberliga gespielt haben und ist heute auch nicht anders. Die Jungs treten ganz anders auf, wenn da 400 bis 500 Leute in der Halle sind, die sie anfeuern. Aber ich bin guter Dinge, dass wir uns in den kommenden Wochen und Monaten wieder an die Normalität gewöhnen und die Halle dann auch wieder voll wird.
Bericht: Joel Klaas, Westf. Rundschau