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Möllbergen knackt in dieser Saison erstmals die 30-Tore-Marke und damit Gevelsberg

SG Gevelsberg-Silschede – TuS 09 Möllbergen 28:31 (13:17)

Gevelsberg. Bert Fuchs atmete tief durch. Ganz tief sogar. „Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns“, sagte der Trainer des TuS 09 Möllbergen am Samstagabend im Kabinentrakt der Sporthalle West nach dem 31:28 (17:13)-Erfolg bei der HSG Gevelsberg-Silschede und dem Sprung auf den viertletzten Oberliga-Platz. „Die Vorzeichen waren ja so: Auswärtsspiel, Tabellensituation, da war Gevelsberg natürlich Favorit“, erklärte der TuS-09-Coach. „Wir wussten, dass wir gewinnen mussten. Und das haben die Jungs super gemacht.“ In der Halle saß Hans-Peter Müller, der HSG-Trainer, der von seiner Mannschaft sehr enttäuscht war. „Die Sünden liegen in der Woche“, sagte er.

HSG Gevelsberg-Silschede: Huhn, Pasch (n. e.) – Kling (2), Temp (3), Bradtke (4/4), Stippel (1), Fischer (4), Kliche, Stratenschulte (n. e.), Dudczak (2), Breuker (2), Maschin, Rauhaus (4), Pagel (6).

TuS 09 Möllbergen: Frerichs (1.-43. und bei einem 7m), Finke (43.-60. und bei einem 7m) – Hahne, M. Richter (9/3), Constantin, Altvater (1), Berg (3), Camen (1), Sülberg-Tewes (n. e.), Schmidt (4), P. Richter (7), Overmann, Witte (6).

Sünden? Der Gevelsberger Coach ärgerte sich, dass er trotz der intensiven Vorbereitung auf den Gegner aus Porta Westfalica eigentlich keine Ergebnisse gesehen hatte. Es sei vorweggenommen: Das Überzahl-Spiel des neuen Tabellenvorletzten war, man muss es so deutlich formulieren, dilettantisch. „Max Fischer hat ein gutes Spiel gemacht“, sagte HaPe Müller. „Er hat auch bei der Video-Analyse zugehört, auch beim Torwart. Aber viele hören ja gar nicht zu.“ Sonst nämlich hätten die Gevelsberger wohl besser gedeckt. „Patrick Richter macht in der ersten Halbzeit gefühlte zehn Tore plus drei gerissene Siebenmeter“, schimpfte der HSG-Trainer. „Das ist doch nicht so, dass das zum ersten Mal passiert. Das ist Möllbergen. Was die uns in puncto Cleverness vorgemacht haben, da konnten wir nicht mithalten. Aber die Anspiele auf den Kreis kann ich verhindern.“

Als 16 Minuten in der Hölle West, die für den TuS 09 Möllbergen an diesem Abend doch eher der Himmel West war, absolviert waren, hatte Patrick Richter schon fünfmal getroffen. Immer wieder wurde der 23-Jährige gesucht, und immer wieder wurde er gefunden. So lag das Fuchs-Team zu diesem Zeitpunkt mit 9:6 vorne – weil es seine Angriffe meistens klug vortrug und die Schwächen der Gevelsberger Deckung, die ihren Keeper Patrick Huhn regelmäßig im Stich ließ, klasse ausnutze. HaPe Müller war fast ein bisschen verzweifelt. „Was habe ich alles versucht?“, fragte er. „Im Innenblock ging ja gar nichts.“ Da konnte auch Kevin Kliche, der nach wie vor an einer schmerzhaften Fußverletzung laboriert, nicht helfen.

HaPe Müller: „Wir konnten gar keine Gegenstöße laufen, weil jeder Ball drin war“

Zwar verkürzte die HSG Gevelsberg-Silschede dank Marc Bradtke (Siebenmeter) und Sebastian Pagel wieder auf 8:9, lag dann aber auch ganz schnell wieder mit 8:11 hinten, nachdem Dominic Schmidt und – zum sechsten Mal – Patrick Richter für den TuS 09 Möllbergen getroffen hatten. Es folgten jedoch wieder zwei HSG-Tore durch Sebastian Pagel und Max Fischer, so dass TuS-Trainer Bert Fuchs bei der 11:10-Führung seiner Mannschaft eine Auszeit nahm. „Ich habe der Mannschaft mehrmals gesagt, dass ich hier mit einem Tor gewinnen will und nicht mit sieben oder acht“, sagte er später. „Einige haben doch immer im Kopf: Wir wollen noch mehr.“

Und siehe da: Nach dem 14:12 zogen die Gäste erstmals auf fünf Treffer weg. Sebastian Berg, der sich gewundert hatte, wie gemütlich er von seiner Rechtsaußen-Position einlaufen durfte, Dominic Schmidt per Gegenstoß und Marcel Richter von der Siebenmeter-Marke erhöhten auf 17:12. Apropos Gegenstoß: Genau dieses Mittel hätte HSG-Trainer Hans-Peter Müller gerne regelmäßig von seinem Team gesehen. „Möllbergen hatte in den bisherigen sieben Spielen 120 Gegenstoß-Tore bekommen. Aber wir konnten gar keine Gegenstöße laufen, weil jeder Ball drin war“, sagte er.

Bert Fuchs: „Wir haben unseren Matchplan nie verlassen und diesen 60 Minuten durchgezogen“

Wer diese HSG-Mannschaft kennt, der weiß, dass sie kämpfen kann. „Es war klar, dass Gevelsberg noch einmal zurückkommen wird“, sagte auch Bert Fuchs, der auch Patrick Richter eine kurze Pause verordnet hatte, damit dieser seinen Puls etwas herunterschrauben konnte. Ob der TuS-09-Trainer aber gleich an einen 9:3-Lauf der Gevelsberger nach der Pause gedacht hatte, die schließlich nach 43 Minuten mit 22:20 vorne lagen? Nicht unbedingt. Aber er stellte nach seiner Auszeit (20:21), nach der er auch Patrick Richter an den Kreis zurückbeorderte („ich wusste, dass er zurückkommt, ich kenne ihn“) und Jannis Finke für Tristan Frerichs in den Kasten schickte, ganz schnell wieder Besserung fest. „Wir haben vorne auch clever gespielt. Abgezockt“, erklärte Bert Fuchs. „Wir haben unseren Matchplan nie verlassen und diesen 60 Minuten durchgezogen.“

Einen Matchplan hatte Hans-Peter Müller auch, er hatte diesen seinen Spielern auch mehrmals verraten. Allerdings hatte sich dieser Plan anscheinend nur im Kopf des Gevelsberger Trainers eingenistet. Die Tore, die Patrick Richter vom Kreis erzielt hatte, wurmten ihn immer und immer wieder. „Das war ja kein Schlitz“, sagte er. „Das war ein Scheunentor. Da hätte ich ja auch noch mit durchgepasst.“ Nach dem 20:22 war es jedoch nicht Patrick Richter, der der HSG Gevelsberg-Silschede wehtat, sondern Linkshänder Simon Witte, der rechte Rückraum-Spieler. Dreimal traf er, dazu kam ein Siebenmeter-Tor von Marcel Richter – der 31-Jährige hatte sehr gut Regie geführt –, und so lag der TuS 09 Möllbergen nach 50 Minuten mit 24:22 vorne. Und nach 56 Minuten, nachdem Marcel Richter aus dem linken Rückraum und Frederic Altvater von der Linksaußen-Position getroffen hatten, sogar mit 28:24, später dann dank des diesmal aus dem Rückraum erfolgreichen Patrick Richter mit 29:25.

Nach Marcel Richters 31:27 singt der kleine Chor aus Porta Westfalica: „Auswärtsieg! Auswärtssieg!“

Noch 4:13 Minuten, und Hans-Peter Müller nahm eine Auszeit. Die Maßnahmen: vorne Fabian Kling als siebter Feldspieler für Torwart Patrick Huhn und hinten eine offene Manndeckung. Das Ergebnis: ein kurzes Hoffen, nachdem Sebastian Pagel und Rafael Dudczak auf 27:29 verkürzt hatten. Dann aber leistete sich Rafael Dudczak ein, nennen wir es mal schusseliges Foul an Patrick Richter und erhielt eine Zeitstrafe. „Wir haben noch nicht einmal die Physis, eine offene Manndeckung zu spielen“, sagte Hans-Peter Müller. Anschließend sah er die Entscheidung – zugunsten des TuS 09 Möllbergen. Sebastian Berg vollendete zum 30:27 und Marcel Richter zum 31:27, so dass der kleine Fan-Chor aus Porta Westfalica auf der Tribüne begann zu singen. Klar: „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“

Bert Fuchs, der Trainer des TuS 09, freute sich nach dem Schlusspfiff vor allem auch darüber, dass „wir es endlich mal geschafft haben, 30 Tore zu werfen“. Zum ersten Mal in dieser Saison. „Es war ein hart umkämpftes Spiel, aber wir sind als verdienter Sieger vom Platz gegangen“, sagte der 51-Jährige. Und da gab es auch überhaupt keinen Widerspruch. „Die Einstimmung auf dieses so wichtige Spiel war fahrlässig“, betonte der zehn Jahre ältere Hans-Peter Müller. „Wir haben absolut verdient verloren.“

Bericht WHP online