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Erneute Spielpause verärgert Handballer

Es ist für den Frauenhandball in Deutschland das Highlight des Jahres. An der Basis sorgt die Politik rund um die WM für einige Diskussionen.

Bereits am vergangenen Wochenende ruhte in vielen Handball-Spielklassen wegen Totensonntag der Spielbetrieb, die spielfreie Phase um den Gedenktag ist in jedem Jahr obligatorisch. Doch dieses Mal verlängert sich für alle Handballer in Deutschland diese spielfreie Phase um ein weiteres Wochenende, denn mit dem Beginn der Frauenhandball-Weltmeisterschaft hat der Deutsche Handballbund (DHB) eine Spielsperre für alle Amateurligen bis zur 3. Liga angesetzt. Wir haben mit den Handballern aus Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg gesprochen, was sie über diese Regelung denken und was sie den deutschen Handballerinnen bei der Heim-Weltmeisterschaft zu trauen.

Kontrovers wird die Regelung rund um das Turnier in sechs deutschen Städten diskutiert. Am kommenden Freitag beginnt die Weltmeisterschaft mit dem Eröffnungsspiel der deutschen Auswahl gegen Kamerun in Leipzig. Um die Aufmerksamkeit der Handballer zu garantieren, hat sich der DHB dazu entschlossen, in allen deutschen Amateurklassen den Spielbetrieb auszusetzen. Ein Wochenende später, also am 9./10. Dezember sind Spiele im Umkreis von 175km um die Austragungsorte Leipzig, Hamburg, Bietigheim-Bissingen, Trier, Magdeburg und Oldenburg ausgesetzt. Diese räumliche Spielpause endet dann am Finaltag der Weltmeisterschaft, dem 17. Dezember, hat aber keine Auswirkungen auf die Mannschaften in unseren Gefilden.

Nächster Spielort ist Trier

„Ich finde, damit wird der Frauenhandball ein Stück weit diskriminiert“, findet der Manager des Oberligisten HSG Gevelsberg-Silschede, Christof Stippel. Es erwecke den Eindruck, als wären die Frauen nicht in der Lage, die Hallen auch so zu füllen, „was ich mir nicht vorstellen kann, denn das ist großer Sport“, so Stippel weiter. „Der Frauenhandball in Deutschland ist stark genug, so stuft man das ein wenig herab finde ich“, so seine weitere Einschätzung. Ähnlich sieht das auch Jörg Rode, Trainer der Handballer von RE Schwelm in der Landesliga. „Ich finde es generell gut, dass man den Leuten so die Möglichkeit gibt, die Spiele zu besuchen. Aber es findet ja überhaupt kein Spiel bei uns in der Nähe statt“, so Rode. Tatsächlich ist der nächste Spielort Trier, das genau auf der 175km-Grenze von Schwelm aus liegt. In der Luftlinie, die Fahrtstrecke hier beträgt 219 km.

Anders sieht das der Trainer des Bezirksligisten TG Voerde, Marvin Bieser. „Schlecht ist das sicherlich nicht. Leider ist Frauenhandball noch nicht so etabliert wie bei den Männern, das merken wir von Woche zu Woche wenn wir vor zwanzig Zuschauern spielen“, so Bieser, der sich trotzdem über ein spielfreies Wochenende für seine Damen freut.

Viertelfinale gilt als realistisch

Seine Kollegin, Christina Peters vom Landesligisten HSG Gevelsberg-Silschede spricht vor allen Dingen das für sie und ihre Kollegen und Kolleginnen größte Problem an der Thematik an: „Es ist für den Spielbetrieb einfach störend, wir haben jetzt insgesamt acht Wochen spielfrei“, so Peters, die es trotzdem schön findet, dass man die Spiele dadurch eventuell verfolgen kann. Dass die spielfreie Phase eine Woche nach dem Totensonntag so wieder um eine Woche verlängert wird, findet auch Jörg Rode nicht optimal: „Die Terminierung ist unglücklich, dadurch haben wir mitten in der Saison zu lange Pausen“, so der RE-Trainer, der erst am kommenden Wochenende wieder in den Ligabetrieb einsteigen wird.

Einig sind sich die heimischen Handballer aber was das Abschneiden der deutschen Auswahl bei der Heim-WM angeht: „Ich denke, das Viertel- oder Halbfinale wird es schon werden“, so Jörg Rode, der damit auf einer Wellenlänge mit seinen Kollegen liegt. Christina Peters hofft vor allen Dingen, dass die deutsche Mannschaft nicht bereits nach der schwierigen Vorrunde die Segel streichen muss, traut ihr aber ähnlich wie Rode einen Platz unter den ersten „sechs bis acht Teams“ zu. Marvin Bieser von der TG Voerde hofft dagegen auf die Fähigkeiten von Bundestrainer Michael Biegler. „Das ist schon ein guter Typ, wenn es einer schafft, dann er“, so der TG-Trainer.

Verfolgen wollen sie die Spiele in jedem Fall, ein gemeinsames Gucken der Spiele ist aber bisher nicht angedacht. „Spontan kann da aber noch was auf die Beine gestellt werden“, rechnet Peters mit einer Runde im Kreise der Mannschaft.

Text: Fabian Vogel, Westf. Rundschau
Foto: dpa Picture-Alliance / sampics

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