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Der Wunsch nach Kooperation ist da

Es ist keine neue Diskussion, aber eine, die durch die Aussagen von Uli Hoeneß neues Feuer bekommen hat. Was ist die Sportart Nummer zwei?

Uli Hoeneß ist ein gerissener Mensch, wenn es um die Platzierung von Botschaften geht. Dem Vorsitzenden des FC Bayern München liegt nicht nur viel an seiner Sportart , auch dem Basketball ist der ehemalige Fußball-Nationalspieler sehr zugetan. Vor einigen Jahren stampfte Hoeneß eine eigene Abteilung der Münchner aus dem Boden, nur wenige Jahre später gehören die Basketballer von der Säbener Straße zum Kreis der Besten in Deutschland. Mit seiner jüngsten Aussage hat der Manager, der für seine klaren Worte bekannt und berüchtigt ist, wieder einmal bei vielen Sportlern eine Reaktion hervorgerufen.

Sportarten machen selber Fehler

„Handball ist international wirtschaftlich nichts wert. Ich halte Basketball für das interessantere Spiel. Das ist ein Weltsport. Handball wird von den Öffentlich-Rechtlichen gepusht ohne Ende“, so die Kernaussage aus dem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Wir haben Omar Rahim (Geschäftsführer der EN Baskets Schwelm) und Christof Stippel (Manager der HSG Gevelsberg/Silschede) mit den Aussagen von Hoeneß konfrontiert. „Ich finde, jede Sportart hat ihre Daseins-Berechtigung und sollte respektiert werden“, so das klare Statement von Rahim, der generell das Engagement des Münchners für den Basketball begrüßt.

Allerdings, so Rahim weiter, habe der Basketball in den letzten Jahren in puncto Vermarktung nicht immer alles richtig gemacht, zudem liegt der letzte größere Erfolg der Basketballer deutlich zurück. Viel mehr, so Rahim, sollte die Monopolstellung des Fußballs hinterfragt werden. Diese sei dafür verantwortlich, dass Sportarten wie beispielsweise Tennis mehr oder weniger komplett von den Bildschirmen verschwunden sind. Ähnlich sieht das auch HSG-Manager Christof Stippel, der es generell falsch findet, „die verschiedenen Sportarten gegeneinander aufzuwiegeln.“ Kritik hat er nicht nur für die Aussagen von Hoeneß, auch die Reaktion vom Chef der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, hält Stippel für überzogen. „Ich finde, Herr Bohmann begeht hier einen Fehler.“ Man sollte nicht den Basketball, sondern viel mehr den Fußball als gemeinsamen Gegner betrachten, führt Stippel aus. „Herr Hoeneß sollte sich zudem mal fragen, warum der FC Barcelona oder Paris St. Germain so erfolgreiche Handball-Abteilungen unterhalten“, wirft Stippel in den Raum.

Diskussion ist nicht ganz neu

Bereits seit Jahrzehnten diskutieren die Vertreter der einzelnen Sportarten, wer denn hinter König Fußball die Sportart Nummer zwei ist. Je nach Perspektive werden dafür verschiedene Zahlen herangezogen. Es gefällt, was die eigene Zielsetzung in diesem Fall unterstützt. Hier wünscht sich Stippel mehr ein Mit- und weniger ein Gegeneinander: „Ich finde es klasse, wie in Schwelm gearbeitet wird. Ich würde mir da mal die ein oder andere Möglichkeit zur Kooperation wünschen“, kündigt Stippel an, sich zukünftig mehr darum zu kümmern, dass die Sportarten übergreifend zusammenarbeiten.

In einem sind sich beide Vertreter einig– nämlich dass der Fußball in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg ohnehin nicht die Sportart Nummer eins ist. „Der Basketball in Schwelm hat eindeutig Leuchtturm-Funktion“, so Omar Rahim, der sich aber auch damit abgefunden hat, dass der Fußball auf unabsehbare Zeit über die regionalen Grenzen hinaus auch weiterhin andere Sportarten an den Rand drängen wird.

Text: Heinz G. Lützenberger, Westf. Rundschau
Bild: Jens Pommerenke, airpictures.de

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