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Breuker und Schrouven beenden Leidenszeit

Am vergangenen Samstag Christopher Temp, davor Christopher Schrouven und Sebastian Breuker. Und weiter davor Carlo Entrich. Man könnte meinen, ein Kreuzbandriss jagt den nächsten beim Handball-Oberligisten HSG Gevelsberg-Silschede. Den langen Weg zurück haben bisher Schrouven und Breuker geschafft.

Christopher Schrouven erinnert sich genau: Es war der 8. August 2014, ein Vorbereitungsspiel gegen den Verbandsligisten LTV Wuppertal. Der damals 19-Jährige steigt zum Sprungwurf hoch, landet unkontrolliert auf dem rechten Bein, das zur Seite wegknickt. Im Krankenhaus die niederschmetternde Diagnose: Kreuzbandriss. „Im ersten Moment ist das ein Schock“, so Schrouven, der nach einer starken ersten Saison in der Oberliga in seiner Entwicklung plötzlich weit zurückgeworfen wird. „Zu Beginn war ich gar nicht sicher, ob ich überhaupt noch einmal würde Handball spielen können.“

Im September letzten Jahres folgt die Operation. Kurz darauf geht es mit Reha und Physiotherapie weiter. Aus den anfänglichen Zweifeln entsteht eine neue Motivation. „Durch die Fortschritte in der Reha und die Liebe zum Handball habe ich Kraft geschöpft, für mein Comeback zu arbeiten“, erklärt der linke Rückraumspieler.

Training nach sieben Monaten
Ende März, rund sieben Monate nach dem Kreuzbandriss, steigt Schrouven wieder in das Training bei der HSG Gevelsberg-Silschede ein, hat insgeheim sogar die Hoffnung der Mannschaft im Abstiegskampf der Oberliga wieder helfen zu können. Nach kurzer Zeit merkt er aber, dass etwas nicht stimmt. Der Rechtshänder klagt über Schmerzen und kann das Bein nicht im vollen Radius bewegen. „Da bin ich misstrauisch geworden, weil mir die Ärzte ursprünglich ein Comeback zu dieser Zeit in Aussicht gestellt hatten. Daraufhin habe ich noch einmal einen Arzt aufgesucht.“ Schon während der Physiotherapie hatte er diese Probleme gehabt, die aber zu diesem Zeitpunkt als normal bezeichnet wurden. Bei einer MRT-Untersuchung wird anschließend festgestellt, dass sich Narbengewebe im Knie befindet, das operativ entfernt werden muss. Ende Juni legt sich Schrouven erneut unter das Messer. Knapp eineinhalb Monate muss er erneut pausieren bis er wieder problemlos Handball spielen kann. Die Ausfallzeit verlängerte sich so von ursprünglich sieben Monaten auf nahezu ein Jahr. „Mittlerweile fühlt es sich aber so an, als wäre nie etwas mit dem Knie gewesen“, so 20-Jährige erleichtert.
Nicht ganz abgeschlossen
Ganz abgeschlossen hat er mit der Verletzung aber noch nicht. Zu oft denkt er im Spiel noch an das Knie und verliert so den Fokus. „Wenn ich vor der Abwehr hochspringe und auf das Tor werfe, habe ich immer noch zu großen Respekt. Das war vor der Verletzung anders. Ich bin mit meinen Gedanken im Spiel oft noch bei meinem Knie. Dadurch verliere ich etwas die Konzentration auf das Wesentliche und mache unnötige Fehler.“
Breuker macht Hoffnung
Hoffnung in der aktuellen Situation kann ihm sein Mannschaftskollege Sebastian Breuker machen, der eine ähnliche Leidensgeschichte hinter sich hat und mittlerweile wieder ein sehr wichtiger Bestandteil des Teams ist. Auch er erinnert sich noch genau: Es war am 17. November 2013. In Nordhemmern. Auch Breuker ist damals 19 Jahre alt, auch er verletzt sich ohne Fremdeinwirkung, knickt bei der Landung mit dem Knie nach innen weg. Anschließend wird er umgehend in ein Krankenhaus gefahren, in dem der Kreuzbandriss diagnostiziert wird. Sofort hört sich der Wittener nach guten Ärzten um und findet eine orthopädische Klinik in Bochum, in der bereits etliche Fußballer des VfL Bochum nach Kreuzbandrissen operiert wurden. Anders als Christopher Schrouven hatte Breuker keine Zweifel daran, wieder Handball spielen zu können. Ihn beschäftigten zu Beginn andere Gedanken. „Ich habe darüber nachgedacht, was passiert, wenn ich mir noch einmal einen Kreuzbandriss im rechten Knie zuziehe. In diesem Fall werde ich meine Karriere beenden, das steht für mich fest.“
OP nach zwei Monaten
Knapp zwei Monate nach der Verletzung, Mitte Januar, folgte dann der Eingriff. „Damit das Knie nicht anschwillt und keine Komplikationen entstehen“, erklärt Breuker. Anschließend beginnt auch für ihn der lange Weg zurück. Fast ein halbes Jahr lang absolviert er zwei bis dreimal in der Woche Reha und Physiotherapie. Zusätzlich macht er zu Hause diverse Übungen, um sein Knie zu stabilisieren und die Muskeln zu stärken. Als er immer wieder neue Fortschritte bemerkt, ist die Lust auf das Handball spielen schnell wieder da und somit auch die Motivation, sich für das Comeback zu quälen. „Ich spiele Handball, seit ich sechs Jahre alt bin und liebe den Sport. Aus diesem Grund wollte ich das so professionell wie möglich durchziehen.“
Anfangs mit Zurückhaltung
Mitte Juli kehrt er dann wieder in das Training der HSG zurück. Anfangs traut sich Breuker nur Laufeinheiten und gewisse Teile der Einheiten zu. „Bei Abwehrübungen habe ich mich zu Beginn beispielsweise komplett rausgehalten, auch bei den Vorbereitungsspielen war ich noch nicht wieder dabei.“ Sein Comeback feierte Breuker dann am zweiten Spieltag der Saison 2014/2015. Beim Spiel in Spenge erzielt der Linkshänder einen Treffer. „Im Endeffekt war es für mich persönlich eine Saison zum Vergessen, die nur dazu diente, langsam wieder meinen Rhythmus zu finden. Gerade am Anfang waren die Schmerzen noch deutlich zu spüren. Bei hoher Belastung habe ich diese sogar noch immer.“ Gedanken über eine erneute schwere Verletzung machte sich Breuker zwar nicht, dennoch war ihm der Respekt auf dem Handballfeld anfangs noch deutlich anzumerken. „Ich wurde des Öfteren darauf aufmerksam gemacht, dass ich gehemmt wirke. Ich habe natürlich auch gemerkt, dass das Vertrauen noch nicht zu 100 Prozent da war und bin zeitweise halbherzig in die Aktionen gegangen.“
Keine Sorgen mehr
Seit dieser Spielzeit macht sich Breuker dagegen gar keine Sorgen mehr über sein Knie und hat das Vertrauen in seinen Körper wiedergefunden. „Ich kann in dieser Saison wieder voll angreifen“ Auch der kurze Schreckensmoment bei der Ahlener SG am vergangenen Spieltag, entpuppte sich eher als Vorsichtsmaßnahme. „Das war das andere Knie und halb so schlimm. Einem Einsatz gegen Jöllenbeck steht nichts im Wege“, so der 1,97 Meter große Rückraumspieler, der am Samstag (19.15 Uhr, Halle West) mit seinem Team endlich den ersten Saisonsieg feiern will.Florian Ring